Horst Steinhardt

18 Jahre

Horst Steinhardt wurde am 27. Juli 1924 in Berlin geboren. Im Mai 1938 verließ er die Schule. Ein halbes Jahr später wird er als 14-Jähriger in die Niederlande geschickt, um der dunklen Zukunft im Deutschen Reich zu entfliehen. Nach einer ersten Aufnahme in Rheden und in Eindhoven kam er Anfang Februar 1940 im Werkdorp an.

In des Werkdorps wurde er ausgebildet und arbeitete er als Schmied. Er war kein Zionist. Seine Eltern waren geschieden.

Sein Vater Albert galt als §175er Berufsverbrecher und wurde auf dieser Grundlage zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 9 Monaten und zu 2 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus, Zahlung von 1000 Reichsmarken und drei Jahren Ehrverlust verurteilt.

Unter dem NS-Regime war ein §175er eine Person, die homosexuelle Handlungen begangen hatte, und wurde ab dem 1. September 1935 mit Freiheitsstrafen von einem bis zu fünf Jahren bestraft. Für die schwereren Fälle konnte eine Zuchthausstrafe von einem bis zu zehn Jahren hinzugefügt werden. Das Gesetz blieb in West-Deutschland noch zwei Jahrzehnte nach dem Krieg in Kraft und wurde erst 1994 abgeschafft.

Horsts Vater ist von Ende September 1939 bis Ende Juli 1941 in Brandenburg/Havel inhaftiert. Dann wird er am 4. September 1941 über das Polizeirevier Berlin in das Lager Buchenwald überstellt. Vier Tage später wird er ermordet.

Seine Mutter und sein älterer Bruder Hans Günther (1920) wurden gemeinsam von Berlin nach Auschwitz deportiert, wo sie beide am 19. Februar 1943 ermordet wurden.

Nach der Räumung im Werkdorp am 20. März 1941 wird Horst von einem Onkel aufgenommen. Er steht auf der Liste für den 1. Transport nach Auschwitz und fährt am 14. Juli 1942 nach Westerbork und am nächsten Tag nach Auschwitz. Er wurde innerhalb von drei Monaten nach seiner Ankunft am 30. September 1942 ermordet.

Biographische Daten

Familie

Sohn von

  • Hilde Steinhardt-Rosenberg * 19-02-1887 in Hersfeld † 19-02-1943 in Auschwitz und
  • Albert Steinhardt * 22-10-1885 in Bonn † 08-09-1941 in Buchenwald

Letzte Adresse

Berlin, Gosslerstrasse 30-I

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 13-12-1938
    Rivierenhuis de Steeg, Hoofdstraat 10, Rheden
  • 24-04-1939
    Dommelhuis, Jonckbloetlaan 13, Eindhoven
  • 15-02-1940
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 20-03-1941
    Nach der Räumung des Werkdorps auf dem Transport nach Amsterdam
  • 27-03-1941
    Amsterdam, Meerhuizenplein 2-hs (oom Rosenberg)
  • 14-07-1942
    Auf Transport nach Westerbork
  • 15-07-1942
    Auf dem 1. Transport nach Auschwitz