Paul Siegfried Cohen

31 Jahre

Paul Siegfried wurde am 1. Januar 1912 in Altona geboren, nach 1938 gehört diese Gemeinde zur Stadt Hamburg. Er hat einen älteren Bruder Gerd Victor (1907) und eine jüngere Schwester Ilse Elisabeth Selma (1916). Sein Vater ist Kaufmann.

Nach der Realschule absolviert Paul Siegfried eine Ausbildung zum Konditor an der Handwerksabendschule. Unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers 1933 floh die Familie in die Niederlande. Die Familie wohnt zunächst in Rotterdam am Statensingel 40a. Sie beantragen und erhalten die niederländische Staatsbürgerschaft.

Das hat Folgen für Paul Siegfried. Er muss Wehrdienst leisten. Im Juni 1934 wurde er erneut untersucht – er ist kurzsichtig, hat eine Herzneurose und Atembeschwerden infolge eines Eisenbahnunfalls – und für gut befunden. Er wird am 3. Oktober 1935 zur Infanterie in Bergen op Zoom eingezogen und geht am 16. Mai 1936 in den Langzeiturlaub.

1935 zieht die Familie Cohen nach Amsterdam. Seine Schwester Ilse beginnt als Stenotypistin zu arbeiten. Ab März 1940 arbeitete sie beim Judenrat in der Abteilung Hilfe für nicht-niederländische Juden. Im Laufe der Zeit wird sie Sekretärin von Ir. Cahen und der Finanzabteilung. Sie hat aufgrund dieser Funktion eine „Sperre“.

Bruder Gerd Victor ist zunächst Warenkontrolleur in Amsterdam. Er ist ein Probennehmer von Erzen und Metallen im Hafen. Ab Ende Juli 1942 ist er Kontrolleur in der Meldeabteilung des Judenrats im Durchgangslager Westerbork. Basierend auf dieser Funktion hat er ein ‚Sperre‘.

Der Vater von Paul Siegfried arbeitet im allgemeinen Dienst des Judenrats, wird aber am 8. April 1943 ehrenhaft entlassen. Wie die Mutter von Paul Siegfried hat er aufgrund der Stellung seines Sohnes Gerd im Lager Westerbork eine „Sperre“. Aber auch sie werden deportiert. Die Eltern von Paul Siegfried werden am 14. September 1943 deportiert und werden beide gleich nach der Ankunft ermordet. Schwester Ilse wurde im Juli 1943 nach Sobibor deportiert und wurde auch gleich nach der Ankunft ermordet. Bruder Gerd wird mit seiner Frau Gretchen Nussbaum mit dem vorletzten Transport im September 1944 nach Theresienstadt deportiert. Gerd wird am 2. Februar 1945 in Bergen Belsen ermordet. Gretchen Nussbaum – sie lebt vom 8. März 1939 bis 20. März 1941 im Werkdorp Wieringermeer – überlebt den Krieg und geht im Herbst 1946 in die USA. Sie kehrte im Mai 1948 nach Amsterdam zurück und starb dort.

Paul Siegfried selbst trat im September 1936 in die „De Stichting Joodse Arbeid“ (Jüdische Arbeitsstiftung) ein und fängt als Buchhalter im Werkdorp an zu arbeiten. Im Werkdorp trifft er auf Gerda Bergmann, die ebenfalls aus Deutschland geflohen ist.

Paul Siegfried Cohen und Gerda Bergmann heiraten am 29. Januar 1940. Paul Siegfried bleibt bei der „Stichting Joodse Arbeid“ beschäftigt und das Paar verlässt das Werkdorp aufgrund ihres Familienstands und zieht nach Wieringerwaard. Im Herbst 1940 brechen sie nach Baarn auf. Berichten zufolge ziehen sie hier dreimal um. Gerda wird am 3. Oktober 1942 festgenommen und ins Lager Westerbork gebracht. Bereits Anfang Juli 1942 wurde Paul Siegfried in das Arbeitslager Conrad in Rouveen deportiert. Er kommt am 5. Oktober im Lager Westerbork an. Beide werden am 16. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Gerda wird unmittelbar nach der Ankunft ermordet, Paul Siegfried mehr als zwei Monate später am 30. April 1943.

 

 

Biographische Daten

Familie

Sohn von

  • Eleonore Lucie Cohen-Emden * 26-06-1883 in Frankfurt am Main † 17-09-1943 in Auschwitz und
  • Wolf Cohen * 22-05-1876 in Altona † 17-09-1943 in Auschwitz

Letzte Adresse

Hamburg

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 01-07-1933
    Rotterdam, Statensingel 40a
  • 09-01-1935
    Amsterdam, Sloestraat 3a-I
  • 19-09-1936
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 29-01-1940
    Wieringerwaard, Oostdijk E IIc
  • 29-10-1940
    Baarn, Nassaulaan 23
    1941/1942
    Baarn, Zandvoortweg 16
  • 03-10-1942
    Auf dem Transport nach Westerbork Baracke 63
  • 16-02-1943

    Auf dem Transport nach Auschwitz