Rudolf Raphaelson

22 Jahre

Rudolf Raphaelson wurde am 4. April 1922 in Berlin geboren. Er kommt im November 1937 im Werkdorp an. Dort wird er ausgebildet und er arbeitet als Möbelschreiner.

Rudolf lernt dort Lotte Neumond kennen, sie verlieben sich und planen nach der Räumung des Werkdorps am 20. März 1941 zu heiraten. Ihre beabsichtigte Ehe kann aber nicht stattfinden. Sie wurden beide auf die Transportliste vom 31. August 1942 gesetzt, der sich Rudolf jedoch entzieht.

Ende Juli 1942 versucht Rudolf mit einer Gruppe von 30 Männern und Frauen die Grenze von den Niederlanden nach Belgien zu überqueren. Sie befinden sich bereits auf belgischem Boden, als sie festgenommen werden. Sie werden vom Grenzwacht-Regiment Cluver an die uniformierte Polizei von Tilburg ausgeliefert, um sie der Abteilung der ‚Sicherheitspolizei‘ in Den Bosch zu übergeben. Am 29. Juli 1942 schickt dieses Grenzwacht-Regiment eine große Geldsumme an das Devisenkommando, die den dreißig Juden abgenommen wurde. Dieses belgische Devisenkommando ist eine Abteilung des deutschen Finanzministeriums. Mit Zöllnern besetzt und vor allem auf die Beschlagnahmung von Devisen spezialisiert, hatte sich die Dienststelle im Laufe der Zeit immer mehr auf die Judenverfolgung konzentriert. Das Motiv der fliehenden Juden, nämlich die Angst vor drohenden Deportationen, ist ihnen durchaus bewusst. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme trug Rudolf niederländisches und belgisches Geld bei sich, umgerechnet mehrere hundert Reichsmark. Dieser Betrag wird von den deutschen Diensten auf der Grundlage sogenannter objektiver Verfahren beschlagnahmt, was einem Diebstahl seitens der Regierung gleichkommt. Begründet wird dies mit den Argumenten, Rudolph wolle nach Frankreich reisen und habe durch die Auslieferung an die Gestapo seinen Status als reguläres Rechtssubjekt verloren(sic). Die dreißig Juden, darunter Rudolf, werden zunächst in das Lager Haaren gebracht. Von dort werden sie nach Auschwitz geschickt. Rudolf wird in das Lager Blechhammer, ein Außenlager von Monowitz, gebracht.

Der Überlieferung nach wurde von einem Mitgefangenen Israel J. Rosengarten folgende Aussage über Rudolf gemacht:

„Raphaelson war ein ‚Kapo‘, was bedeutete, dass er bestimmte Privilegien und eine Führungsposition in unserem Lager gegenüber anderen Juden hatte. Gleichzeitig hatte er eine Vertrauensstellung. Im Sommer 1944 wurde Blechhammer regelmäßig bombardiert. Dieser Kapo sah eine nicht explodierte, aufgerissene Bombe auf dem Boden liegen. Die Bombe enthielt ein gelbes Pulver – Dynamit – und das gelbe Pulver wollte er mitnehmen. Beim Zusammenkratzen des Pulvers wird er von einem SS-Mann erwischt. Der Kapo wurde geschlagen, bis er umfiel. Er wurde dann beschuldigt, Dynamit gestohlen zu haben, um zu sabotieren. Es wurde als Terrorakt gegen das Dritte Reich eingestuft. Aber die SS ließ ihn gehen.

Sein Kapo Posten wurde ihm nicht genommen, er blieb und ging nicht zu einer Strafabteilung. Ein Monat verging, bis eines Tages alle von der Zwangsarbeit zurückkehrten und die Lagerführer wie an einem Feiertag gekleidet waren. Niemand durfte in die Baracken zurückkehren und mussten in die Mitte des Lagers Aufstellung nehmen, wo ein Galgen aufgestellt war. Die Auschwitz-Führung hatte entschieden, dass der Saboteur für sein Verbrechen bezahlen musste. Und nach langem Warten fand die Hinrichtung statt. Der Stuhl unter dem Galgen wurde weggetreten, das Seil hielt nicht und riss. Rudolf fiel zu Boden.

Die SS ordnete die Reparatur des Seils an und Rudolf stellte sich wieder auf den Stuhl. Das Undenkbare geschah, das Seil riss ein zweites Mal.

Und zum dritten Mal wurde der Galgen vorbereitet. Rudolf nutzte die Gelegenheit, um zu rufen: „Freunde, verliert nicht den Mut. Wer uns heute tötet, wird bald selbst ‚kaputt‘ sein.“

Nachdem Rudolf ermordet worden war, mussten die sechstausend Häftlinge die zugeschaut hatten noch eine Viertelstunde stehen bleiben.

Rudolf Raphaelson wurde am 31. August 1944 ermordet.

Biografische gegevens

Familie

Sohn von

  • Margarete Raphaelson-Welsch * 21-01-1897 in Hamburg † 12-01-1943 in Auschwitz und
  • Hermann Raphaelson * 04-05-1883 in Allenstein † 17-08-1942 in Auschwitz

Letzte Adresse

Berlin (Charlottenburg) Meinekestrasse 27

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 09-11-1937
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 20-03-1941
    Nach der Räumung des Werkdorps auf dem Transport nach Amsterdam
  • 27-03-1941
    Amsterdam, Slaakstraat 5-II
  • 29-05-1941
    Amsterdam, Rustenburgerstraat 73-I
  • 21-04-1942
    Amsterdam, Geulstraat 7a-III (fam. Steinberg)
  • 29-08-1942
    Auf Transport nach Westerbork
  • 31-08-1942
    Auf dem 15. Transport nach Auschwitz