Sydonia Mehler

Sydonia Mehler wurde am 9. Dezember 1905 in Stanislawow in Polen geboren. Das Dorf liegt 50 Kilometer östlich von Warschau. Sydonia ist bereits verheiratet und geschieden, als sie in die Niederlande flieht. Ende November 1938 meldete sie sich beim Werkdorp und fängt dort als Haushaltshilfe an zu arbeiten. Einige Monate später gesellt sich ihr jüngerer Bruder Max (1910) hinzu.

Nach der Evakuierung des Werkdorp am 20. März 1941 wird Sydonia ab dem 15. Mai 1941 als Büroangestellte beim Judenrat in der Oude Schans 74 angestellt. Sie wird in die HAV-Abteilung oder Hilfe für Abreisenden (Hulp aan Vertrekkenden) angestellt, wenn die Transporte angekündigt werden. Zur Unterstützung der in die Enge getriebenen jüdischen Bevölkerung richtet der Judenrat die Abteilung HAV für zu transportierende Personen ein. In diesem Büro waren zeitweise 400 Juden beschäftigt. Sie erstellen Gepäcklisten für die zu transportierenden Personen, sammeln beispielsweise feste Schuhe und Rucksäcke, helfen beim Packen und erledigen die nötigen Formalitäten.

Einen Monat nach ihrer Anstellung in den Judenrat wird ihr Bruder Max bei der 2. Razzia in Amsterdam am 11. Juni über das Internierungslager Schoorl nach Mauthausen deportiert.

Er wird am 19. September 1941 innerhalb von drei Monaten nach seiner Ankunft ermordet.

Sydonia hat auf Grund ihre Funktion eine „Sperre“. Mit einer „Sperre“ wurden Menschen meist vorübergehend vor dem Transport geschützt. Auch sie wurde im Frühjahr 1943 verhaftet und ins Lager Westerbork überstellt. Weniger als sechs Monate später stellte sich heraus, dass ihre „Sperre“ nichts wert war und sie wird nach Sobibor deportiert, wo sie am 16. Juli 1943 sofort nach ihrer Ankunft ermordet wurde.