Willy Toller

22 Jahre

Willy Toller wurde am 4. September 1921 in Berlin geboren. Er hat zwei ältere Brüder, Telmar (1911) und Wolfgang (1915) und eine jüngere Schwester Margot (1925). Seine Eltern sind geschieden. Seine Mutter hat wieder geheiratet. Margot wohnt bei ihrer Mutter (Richthofenstraße 19) und beide werden am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort gleich nach ihrer Ankunft ermordet. Sein älterer Bruder Telmar, seine Frau und die beiden gemeinsamen Kinder wurden am 28. September1943 nach Auschwitz deportiert und dort am 01. Oktober 1943 ermordet.

Sein Bruder Wolfgang wurde am 21. September 1937 wegen angeblichen Hochverrats verurteilt und wird nach Verbüßung seiner Strafe in das Gefängnis Berlin-Moabit in das Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt um dort eine Haftstrafe vom 31. August 1938 bis 31. Juni 1946 zu verbüßen. Am 31. Juni 1943 wird er an einen anderen unbekannten Ort überstellt.
Sein Vater, von Beruf Kaufmann, wurde am 13. Juni 1938 wegen „vierfachen Meineids“ verhaftet.

In den Monaten April, Mai und Juni 1938 wurden rund 10.000 Menschen festgenommen, die nicht in das Idealbild der Nazis passten, wie Arbeitslose, Arbeitsverweigerer, Asoziale, Bettler und Kriminelle. Diese von Himmler erdachte und von Heydrich ausgeführte Aktion „Arbeitsscheu Reich“ sah vor, dass diese Personen in Konzentrationslagern eingesperrt werden und an ihrer gestreiften Lagerkleidung mit einem schwarzen Dreieck zu erkennen waren. Mehr als die Hälfte der in Buchenwald Inhaftierten waren Juden.

Von 1919 bis 1925 war sein Vater Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, einer linksliberalen Partei in der Weimarer Republik. Diese Partei wurde von den Nazis verboten. Er wird zu 15 Monaten Zuchthaus verurteilt und sitzt 2 Monate in Untersuchungshaft in Berlin und wird am 13. August 1938 in das Lager Buchenwald deportiert. 1942 kam er ins Lager Mauthausen, wo er im März 1942 ermordet wurde.

Willy flieht nach der Kristallnacht in die Niederlande. Er findet einen Platz im Werkdorp, wo er Mitte Februar 1939 ankommt. Nach der Räumung des Werkdorps am 20. März 1941 findet er Obdach bei der Familie Mendelsohn in Amsterdam.

Willy ist seit dem 12. Dezember 1942 beim Judenrat beschäftigt. Basierend auf dieser Funktion hat er eine ‚Sperre‘. Anfang Februar 1943 wurde er verhaftet und gelangt Ende März über Vught nach Westerbork. Anderthalb Monate später wurde er nach Sobibor deportiert, wo er am 23. September 1943 erschossen wurde.

Biographische Daten

Familie

Sohn von 

  • Martha Toller-Silbermann * 17-05-1888 in Posen (Poznan) † 12-01-1943 in Auschwitz und 
  • Paul Toller * 27-11-1886 in Königsberg † 25-03-1942 in Mauthausen

Letzte Adresse

Berlin, Kommustrasse 65

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 13-02-1939
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 20-03-1941
    Nach der Räumung des Werkdorps auf dem Transport nach Amsterdam
  • 27-03-1941
    Amsterdam, Parnassusweg 16-II
  • 19-07-1941
    Amsterdam, Watteaustraat 22-II
  • 31-03-1943
    Auf Transport nach Westerbork Baracke 57
  • 18-05-1943
    Auf Transport nach Sobibor