Heinrich Max Spittel

27 Jahre

Heinrich Max Spittel wurde am 27. Februar 1918 in Berlin geboren. Seine Eltern wohnten zu Beginn ihrer Ehe in Eisenach in der Marienthalstraße 17. Um 1910 lebten dort 420 Juden. Sie machen etwa 1 Prozent der städtischen Bevölkerung aus. 1933 war ihre Zahl auf 378 gesunken und in 1939 lebten durch Auswanderung nur noch 215 Juden in Eisenach.

Die Familie Spittel lebt da aber schon lange in Berlin.

Heinrich wuchs in Berlin auf und ging für seine Hachschara-Ausbildung 1937 zum Gut Jägerlust bei Flensburg. Seit 1935 ist er mit Sophie Wald zusammen. Sie trafen sich bei einem Treffen der Habonim, einer internationalen sozialistisch-zionistischen Jugendbewegung. Auch sie geht nach Jägerlust, um sich auf eine Zukunft in Palästina vorzubereiten.

Nach der Kristallnacht wird Heinrich, wie die anderen Einwohner von Jägerlust, festgenommen und im Kieler Polizeirevier festgehalten. Von dort werden sie in das Lager Sachenhausen überstellt, wo sie Ende Dezember 1938 entlassen werden, wenn sie versprechen, das Deutsche Reich zu verlassen. Sophie wird 1 Tag eingesperrt und dann freigelassen.

Die Reichspogromnacht, ihre Verhaftung und Inhaftierung sind die Gründe für die Auswanderung. Sie reisen Mitte Februar 1939 in die Niederlande und melden sich beim Deventer Verein.

Heinrich findet schnell einen Platz bei der Familie Wagenvoort in Vierakker. Sophie geht nach Steenderen. Drei Monate später, im Sommer 1939, meldete er sich beim Werkdorp und fing an als Gärtner zu arbeiten. Dort trifft er auf Siegfried Rosenthal, den er bereits in Jägerlust kennengelernt hat.

Heinrich ist einer der 60, die nach der Räumung des Werkdorp am 20. März 1941 bleiben durften. Als es endgültig geschlossen wurde, zog er Ende Juli nach Arnheim, wo auch Sophie Arbeit fand. Zwischen August 1941 und April 1942 kehrt er nach Noord-Holland zurück und lässt sich in Hoorn nieder. Dies ist auch die Adresse, wo ein anderer Werkdorper und Gärtner wohnt, Ernst Levenbach.

Im April 1942 kehrt Heinrich nach Arnheim zurück, weil Noord-Holland „Judenfrei“ gemacht wird. Er arbeitet dann als Gärtner für Privatpersonen. Im Herbst berieten Sophie und er sich mit Kurt Hannemann über ein mögliches Untertauchen. Bevor sie hierüber entschieden haben, werden sie im Dezember 1942 festgenommen und in das Lager Westerbork gebracht. Dort blieben sie etwa zehn Monate und wurden im September 1943 nach Auschwitz deportiert.

Hein kommt in das Lager Buna-Monowitz, auch bekannt als Auschwitz III, wo die meisten Häftlinge innerhalb wenige Wochen sterben. Das hat alles mit der schweren und ungesunden Arbeit zu tun, die sie in der Synthesekautschukfabrik von IG-Farben verrichten müssen. Heinrich kann es dort über ein Jahr aushalten. Im August 1944 wurde die Fabrik erstmals von den Engländern bombardiert. Die Zwangsarbeiter, darunter Heinrich, werden dann in ein Lager in Frankreich, das Lager Natzweiler-Struthof, gleich hinter der Grenze zu Deutschland, verlegt. Dieses Lager, das von den Deutschen wegen des Vorhandenseins von Granit errichtet. Am 23. November 1944 wurde dieses Lager von den Amerikanern befreit und aber kurz zuvor wurden die Häftlinge über das Lager Dachau in das Lager Buchenwald überstellt. Im März 1945 wurden die Häftlinge wiederum nach Bergen-Belsen überstellt. Dieses Lager wurde am 15. April 1945 von den Russen befreit.

Heinrich hat sich zur Repatriierung in die Niederlande angemeldet, taucht aber nicht auf den Transportlisten auf und er soll angeblich zehn Tage nach der Befreiung von Bergen-Belsen durch die englischen Truppen an Entbehrungen und Erschöpfung gestorben sein. Seine Frau Sophie Wald überlebt den Krieg und wandert nach Palästina aus, heiratet dort, bekommt zwei Töchter und stirbt 2012.

Biographische Daten

Familie

Sohn von

  • Gertrud Spittel-Nachmann * 08-08-1883 in Cottbus † 29-01-1943 in Auschwitz en
  • Max Spittel * 29-03-1879 in Eisenach † 29-01-1943 in Auschwitz

Letzte Adresse

Berlin (Charlottenburg) Charlotte Droysenstrasse 5

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 15-02-1939
    Auswanderung nach Niederlande, Deventer.
  • 04-03-1939
    Vierakker, E34 (fam. Wagenvoort)
  • 02-06-1939
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 21-07-1941
    Deventer, Papenstraat 45
  • 01-08-1941
    Arnhem, Mesdaglaan 64
  • voorjaar 1942
    Hoorn, Drieboomlaan 19
  • 10-04-1942
    Arnhem, Mesdaglaan 64
  • 11-12-1942
    Auf Transport nach Westerbork Baracke 71
  • 14-09-1943
    Auf Transport nach Auschwitz
  • 26-10-1944
    Auf Transport nach NatzWeiler-Struthof
  • 20-01-1945
    Auf Transport naar  Buchenwald