Kurt Hannemann

24 Jahre

Kurt Hannemann wurde am 9. November 1919 in Berlin geboren. Dort wuchs er im Landkreis Lankwitz auf. Sein Vater ist dort Buchhändler, die Firma Hannemann GmbH ist seit 1931 in der Friedrichstraße ansässig. Kurt stammt aus einer Familie mit drei Kindern.

Kurt besucht die gleiche zionistische Berufsfachschule in Berlin wie Joachim Shushu Simon und sie werden in dem deutschen Hechaluz-Verband aktiv. Sie besteht aus jungen jüdischen Menschen, die sich – einzeln oder in Gruppen – gemeinsam bei Bauern auf ein Leben als Landwirt in Palästina vorbereiten.

Auf Gut Ellgut-Steinau bereitet Kurt sich auf die Auswanderung nach Palästina vor. Unmittelbar nach der Reichspogromnacht werden die Bewohner festgenommen und im Lager Buchenwald inhaftiert. Nach seiner Freilassung besucht Kurt kurzzeitig einen weiteren Hachschara-Trainingskurs in der Schlosshofstraße in Bielefeld.

Er floh Anfang Januar 1939 in die Niederlande. Er wird zunächst vom Deventer Verein betreut und bleibt zunächst bei der Flugschule Teuge in Voorst. Nach ein paar Tagen kann er sein Hachschara-Training – jetzt auf individueller Basis – auf dem Hof der Familie Memelink in Warnsveld fortsetzen.

Nach etwas mehr als einem Jahr wechselt er zum Werkdorp, für ihn die Rückkehr von der ‚Einzel Hachschara‘ zur ‚Gruppen Hachschara‘. Nach der Räumung des Werkdorps am 20. März 1941 ist er einer der 60, die bleiben dürfen. Sie können die Ernte einbringen und sich mit aktuellen Aufgaben beschäftigen. Als das Werkdorp endgültig geschlossen wird, sucht er sich nicht, wie viele andere der 60 Einwohnern, einen Platz in der Nähe des Werkdorps in Noord-Holland, sondern meldet sich erneut in Deventer.

Nach ein paar Wochen fährt Kurt nach Drenthe, um seine ‚Einzel-Hachschara‘ auf dem Zeijerveld fortzusetzen, und er zieht zu Familie Magnus in die Rolderstraat in Assen. Dort bleibt er bis Mai 1942 und kehrt dann nach Deventer, seinem Stützpunkt, zurück, wo er von den bevorstehenden Deportationen in die ‚Arbeitslager‘ hört.

 

Kurt war eine ruhige Figur, der schüchtern wirkte, aber klare Ansichten äußerte. Zum Beispiel hielt er es für besser, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Nach dem erfolgreichen Untertauchen der Palästina-Pioniere aus Loosdrecht hielten sich die Initiatoren Joachim Simon und Menachem Pinkhof noch eine Weile im Hintergrund und erkundeten zunächst Fluchtwege in die Schweiz. Kurt wurde gebeten, Kontakte zu nichtjüdischen Helfern wie der Westerweelgroep zu pflegen und weitere Helfer aus den gleichen Kreisen, meist aus dem linken Kreis, zu gewinnen. Zusammen mit einigen anderen Werkdorpers baute er ein neues Netzwerk von Helfern auf, um Geld, gefälschte Papiere, Verstecke etc. zu beschaffen. Das brachte aber auch die notwendigen Risiken mit sich oder wie er selbst sagte: „die Arbeit wird immer mehr und es gibt ständig neue Herausforderungen und es bringt allzu oft nur kleine Erfolge und große Enttäuschungen“.

Er wird Anfang Oktober 1943 festgenommen, als er untergetauchte Pioniere in Rotterdam besucht und dort eine Razzia durchgeführt wird. Sie werden zuerst nach Vught und bald nach Westerbork überstellt. Ein Versuch, die Gruppe der Festgenommenen zu befreien, scheitert. Am nächsten Tag

fahren sie mit einem Transport nach Auschwitz. Dort wurde Kurt Hannemann nach mehrmonatiger Zwangsarbeit am 31. März 1943 ermordet. Das Schicksal seiner Eltern und ihrer beiden weiteren Kinder ist unbekannt.

Biografische gegevens

Familie

Sohn von

  • Lily Hannemann-Samson * 20-01-1882 in Hamburg und † unbekannt
  • Georg Hannemann * 21-04-1870 in unbekannt † unbekannt

Letzte Adresse

Berlin-Lankwitz, Waldmanstrasse 23

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 06-01-1939
    Voorst, Vliegschool Teuge
  • 10-01-1939
    Warnsveld, Warken B92 (fam. A. Memelink)
  • 19-12-1939
    Deventer, Papenstraat 45
  • 27-12-1939
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 21-07-1941
    Deventer. Papenstraat 45
  • 14-08-1941
    Assen, Rolderstraat 54 (fam. D. Magnus)
  • 16-05-1942
    Deventer, Papenstraat 45
  • 11-11-1942
    Amsterdam, Biesboschstraat 67-III
  • 26-02-1943
    Amsterdam, Hofmeijerstraat 5-I
  • 11-10-1943   
    Auf dem Transport zum Lager Vught
  • 18-10-1943
    Auf dem Transport zum Lager Westerbork
  • 19-10-1943
    Auf Transport nach Auschwitz