Walter Meyer

19 Jahre

Walter Meyer wurde am 1. Juni 1922 in Bad Lippspringe geboren. Die Stadt Lippspringe liegt 50 Kilometer südlich von Bielefeld.

Er hat einen älteren Bruder Siegfried (1921). Seine Eltern besitzen ein Lebensmittelgeschäft in der Langestraße 16. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kam es innerhalb und außerhalb des Ladens zu Belästigungen und Vandalismus, Kunden wurden am Betreten des Ladens gehindert. Die Eltern müssen den Betrieb im Februar 1934 verkaufen.

Umzug der Familie in die Langestraße 6 der Familie Lorch. Von diesem Moment an heißt es „Judenhaus“.

Walter ist Zionist und macht eine Ausbildung zum Uhrmacher.

Im Sommer 1939 floh er in die Niederlande und arbeitete im Werkdorp in der Landwirtschaft. Nach der Räumung des Werkdorps am 20. März 1941 wird er von der Familie Rosenblatt in der Raphaelstraat in Amsterdam aufgenommen.

Er gehört der Juni-Gruppe an, das heißt, er wird bei der 2. Razzia in Amsterdam am 11. Juni 1941 verhaftet. Die Deutschen haben die Adressliste des Judenrats mit einer heimtückischen List entlockt: Man sagte ihnen, dass die Werkdorper in das Werkdorp zurückkehren konnten. Die Busse mit verhafteten Juden, darunter 61 Werkdorper, fuhren zwar in Richtung Werkdorp, aber das Ziel stellte sich als Durchgangslager Schoorl heraus. Nach einer Selektion nach Alter, Gesundheit und ob man vier jüdische Großeltern hat, wird eine Gruppe von 300 Juden mit 57 Werkdorper nach Mauthausen deportiert. Die meisten von ihnen werden dort innerhalb von drei Monaten in den Steinbrüchen oder durch chemische und/oder medizinische Experimente getötet. Walter wird am 26. August 1941 nach Darstellung der Deutschen bei einem Fluchtversuch erschossen.

Seine Eltern und sein Bruder werden am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert, wo Vater Max kurz nach der Ankunft ermordet wird. Mutter Emilie wird am 28. März 1942 von Riga nach Theresienstadt überstellt und gleich nach der Ankunft ermordet. Sein Bruder Siegfried überlebt Riga, Stutthof, Buchenwald und Dachau, wird befreit, stirbt aber am 19. Mai 1945, stark geschwächt von all den Strapazen, die er ertragen musste.

Biographische Daten

Familie

Sohn von

  • Emilie Meyer-Hamberg * 26-05-1892 in Breuna mit Röhda † 13-12-1941 in Riga 1942 und
  • Max Meyer * 16-11-1883 in Lippspringe † 13-12-1941 in Riga

Letzte Adresse

Bad Lippspringe, Ludendorfstrasse 16 

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 21-08-1939
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 20-03-1941
    Nach der Räumung des Werkdorps auf dem Transport nach Amsterdam
  • 27-03-1941
    Amsterdam, Raphaëlstraat 27 (fam. Rosenblatt)
  • 11-06-1941
    Bei der zweiten Razzia in Amsterdam festgenommen und ins Durchgangslager Schoorl deportiert
  • 22-06-1941
    Auf Transport nach Mauthausen