Lothar Lazarus Leyser

22 Jahre

Lothar Lazarus Leyser wurde am 30. November 1920 in Essen geboren. Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters im Jahr 1930 half Lothar seiner Mutter im Süßwarenladen am Gänsemarkt 10 in Essen. Gleichzeitig besuchte er die Oberrealschule Humboldt. Die Machtergreifung Hitlers 1933 und die Nürnberger Rassengesetze veranlassten Lothars Mutter, einen sicheren Zufluchtsort für ihre Kinder zu suchen. Seine jüngere Schwester Ruth (1922) wird 1936 von ihrer Mutter mit einer Jugend-Alijah nach Palästina geschickt.

Lothar wird im Mai 1938 ins Werkdorp in die Niederlande geschickt. Lothar beginnt dort als Gartenbaulehrling in Vorbereitung auf seine Auswanderung nach Palästina.

Nach der Kristallnacht im November 1938 verkauft seine Mutter den Süßwarenladen, zahlt die Auswanderungssteuer und reist 1939 mit ihren Eltern in die Niederlande aus. Sie hat gehört, dass 7.000 zusätzliche Flüchtlinge in den Niederlanden aufgenommen werden und dass Flüchtlingen mit Familienangehörigen in den Niederlanden Vorrang eingeräumt wird. Und sie hat: Lothar. Sie kommt zusammen mit ihren Eltern im März 1939 in die Niederlande und nach einem Aufenthalt in Rotterdam ziehen sie ab August 1939 nach Amsterdam und ziehen am 15. November 1939 nochmal in die Dintelstraat 34-EG in Amsterdam um.

Im Werkdorp Wieringermeer lernt Lothar seine zukünftige Frau Alice Brigitta (Gitta) Rechnitz kennen. Sie wurde wie Lothars Mutter in Polen, in Słupsk, am 2. November 1920 geboren. Sie verlieben sich. Sie heiraten nach dem Einmarsch der Deutschen. Gitta ist dann schon hochschwanger. Abel Herzberg, damals Direktor des Werkdorp, ist einer ihrer Zeugen am 23. September 1940. Der andere Zeuge ist Helene Hirsch, die Frau des ehemaligen Direktors Moshe Katznelson.

Tochter Gabrielle Rebekka (Gabi) wurde am 27. Oktober 1940 in Amsterdam geboren, wo Gertrud, Lothars Mutter, inzwischen zusammen mit ihren betagten Eltern Zuflucht gefunden hat.

Lothar war einer von denen, die bei der Evakuierung des Werkdorps am 20. März 1941 bleiben durften. Nach der endgültigen Schließung des Werkdorps im August 1941 landeten Lothar und Gitta mit ihrer Tochter in Huizen. Sie wohnten im Gartenhaus eines Hauses in der Patrijslaan 1.

Lothar arbeitete in der Nähe von Huizen in privaten Gärten. Gitta erwartet ihr zweites Kind. Tochter (Judith Ursela Lea) Ürsel wurde am 23. Januar 1942 in Naarden geboren, vermutlich im dortigen Krankenhaus. Im November 1942 mussten alle Juden in „Het Gooi“ nach Amsterdam umziehen. Die junge Familie zieht bei Mutter Gertrud in der Dintelstraat 34 ein.

Am Sonntag, dem 20. Juni 1943, wurden Lothar und Gitta und ihre Kinder während einer der großen aufeinanderfolgenden Razzien festgenommen und über den Bahnhof Muiderpoort in den Zug nach Westerbork gesetzt. Er hat eine „Sperre“, aber trotzdem werden sie wenige Wochen später, am 6. Juli 1943, nach Sobibor deportiert, wo sie alle am 9. Juli sofort nach ihrer Ankunft getötet wurden. Lothars Mutter arbeitete bei der Expositur und diese Mitarbeiter wurden bei der Razzia am 20. Juni noch nicht festgenommen. Einen Monat später wurde Lothars Mutter, am 16. November, von Westerbork nach Auschwitz deportiert und gleich nach ihrer Ankunft ermordet.

Biographische Daten

Familie

Sohn von

  • Gertrud Leyser-Schwarz * 10-07-1890 in Sulmierze † 19-11-1943 in Sobibor und
  • Leo Leyser * 11-12-1884 in Essen † 07-02-1930 in Essen

Letzte Adresse

Essen, Gänsemarkt 10

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 13-05-1938
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 21-07-1941
    Huizen, Blaricumerstraat 134 (fam. Rotting)
  • 04-09-1941
    Huizen, Patrijslaan 1
  • 16-11-1942
    Amsterdam, Dintelstraat 34-hs
  • 20-06-1943
    Auf Transport nach Westerbork (Baracke 55)
  • 06-07-1943
    Auf Transport nach Sobibor