Siegfried Brauer

22 Jahre

Siegfried Brauer wurde am 15. September 1922 in Breslau geboren. Familie Brauer wohnt dort in der Langegasse 38. Sie ziehen Anfang der 1930er Jahre nach Berlin um. Sein jüngerer Bruder Heinz (1923) floh mit seinen Eltern am 18. April 1939 über Bremerhaven nach Shanghai. Von dort aus reisen sie in die USA. Alle drei überleben und sterben in den 1970er Jahren, sein Bruder im März 1978 in Montreal, seine Eltern in San Francisco, wobei die Mutter 1976 starb und der Vater drei Jahre zuvor.

Siegfried floh Ende 1938 in die Niederlande. Ende Februar 1939 zog er als 16-Jähriger ins „Dommelhuis“ ein und ihm wurde dann „geistiges Ungleichgewicht und ungenügende Anpassungsfähigkeit, aber auch ein bereits reifer Geist, ein fleißiger Einsatz und Genauigkeit bei seiner Arbeit“ zugeschrieben mit großen Einfluss auf seine Mitschüler. Nach weniger als einem Monat ist er weg.

Ende 1939 erhielt er eine Stelle im Werkdorp und arbeitet dort als Landwirt. Nach der Evakuierung des Werkdorps am 20. März 1941 kehrte er von Amsterdam nach Wieringermeer zurück.

 

Siegfried verbrachte mehrere Wochen „untergetaucht“ bei der Familie Meeuwsen, wie es in der Familienüberlieferung immer genannt wird.

Kees Meeuwsen drückt es so aus:

„Er kam in den Laden meiner Mutter, ich will nicht nach Deutschland. Die Juden durften Wieringerwaard nicht mehr betreten, dass unter das „Küstengebiet“ fiel, also kamen mehr Menschen nach Slootdorp. Dann musst du untertauchen, woraufhin er sagte „Wo?“ Worauf Mutter sagte; „Hier in meinem Haus, aber bleib hinter dem Haus. Es laufen Deutsche vor dem Haus“. Er lebte in unserem Haus, er ging ein paar Mal mit in die Kirche.

Ich glaube er war ca. 3 Wochen bei uns, dann war er weg. Er hinterließ ein Kruzifix und eine Notiz, dass sein Vater gesagt hat, dass er nicht eine ganze Familie gefährden durfte und dass er sich bei den Deutschen melden muss, in einer Fabrik in Deutschland arbeiten und den Krieg überleben würde. Mutter hat von ihm aus Westerbork eine schöne Zeichnung bekommen und seitdem nichts mehr von ihm gehört. Leider ging alles verloren, als der Polder unter Wasser stand. Wir haben also keine Beweise mehr.“

Vom Wieringermeer zurück in Amsterdam wird Siegfried am 2. Mai 1941 festgenommen. Gleich am nächsten Tag um 07:21 Uhr wurde er von zwei Polizisten mit dem Zug nach Westerbork gebracht. Als das Flüchtlingslager Westerbork am 1. Juli 1942 in das Durchgangslager Westerbork umgewandelt wird, gehört Siegfried zu den alten Lagerbewohnern. Es gelang ihm, ein „Sperre“ zu bekommen und im Juli 1943 sogar ein Palästina-Zertifikat, damit er vorerst nicht deportiert wird.

Dann kommt der 18. Januar 1944 und er wird nach Theresienstadt deportiert. So schafft er es 2,5 Jahre im Lager Westerbork ohne Deportation zu überleben. Im September 1944 wird er weiter nach Auschwitz deportiert. Am 27. Januar 1945 wird Auschwitz befreit. Siegfried überlebte die Befreiung, starb aber einen Monat später, am 28. Februar 1945, im Alter von 22 Jahren an den Strapazen, die er ertragen musste.

Biographische Daten

Familie

Sohn von

  • Eugenie Brauer-Schimek *11-04-1899 in Country †  Februar 1976 in San Francisco und
  • Harry Brauer *25-05-1898 in Breslau †  April 1973 in San Francisco

Letzte Adresse

Berlin, Augsburgerstrasse 37

Letzte bekannte Aufenthaltsorte in den Niederlanden

  • 10-12-1938
    Amsterdam, Nieuwe Kerkstraat 102-I
  • 19-12-1938
    Norg, Veenhuizen
  • 01-02-1939
    Hellevoetssluis
  • 28-02-1939
    Dommelhuis, Jonckbloetlaan 13, Eindhoven
  • 03-03-1939
    Quarantaine, Beneden Heijplaat, Quarantainestraat 1 Rotterdam
  • 13-06-1939
    Quarantaine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321 Amsterdam
  • 28-11-1939
    Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
  • 20-03-1941
    Nach der Räumung des Werkdorps auf dem Transport nach Amsterdam
  • 10-07-1941
    Transport nach Lager Westerbork, Baracke 48
  • 18-01-1944
    Transport nach Theresienstadt
  • 18-09-1944
    Von Theresienstadt Deportation nach Auschwitz